Freitag, 3. Dezember 2010

Beeindruckende Tage in Hue, Zentralvietnam

Hallo zusammen, 

uns gehts immer noch sehr gut, sind immer noch in Hue. 

Alex, sein neuer Hut und die Bikes
Zusammenfassung der letzten Tage: Im Anflug von Wahnsinn sind wir beide vorgestern mit Fahrrädern los und haben uns in den Verkehr gestürzt....Hier sei gesagt, das die Fahrräder, die wir uns für einen Dollar pro Stück gemietet haben, für Asiaten ausgelegt sind. Vor allem die Sitzhöhe und die süssen Körbchen...Tja, und dann stelle man sich uns zwei auf je einem Fahrrad eben dieser Bauweise vor.....dann das Grinsen der Asiaten, wenn ich pfeifend durch den Verkehr fahre und vor allem mitten drin, statt nur dabei. Wie ich immer, brauchte ne kleine Sättigung und da kam mir die lustige Süssgebäckverkäuferin gerade recht. Für 20.000 Dong oder ungefähr einen Dollar hab ich mich mal eingedeckt. Wahrscheinlich wieder zu teuer, mir aber egal, es war sehr fein. Allerdings beachte man meinen neuen Hut....auch der ist auf Asiaten zugeschnitten, aber ich press da meinen Wasserkopf schon rein. Übrigens, durch Klicken auf das Bild kann man es vergrößern. Unglaublich, diese Technik heute...
Eingang Zitadelle Hue, Vietnam
Der Grund des Ausflugs war ein Besuch der Zitadelle. Für die nicht ganz im Thema befindlichen Leser ein kurzer Ausflug in die Geschichte: Die Zitadelle ist praktisch eine Art Festung, die die verbotene Stadt beschützt. In eben dieser Stadt wohnte der König samt Familie und Anhang. Bis 1945 war Hue die Hauptstadt von Vietnam und die ehemalige "Grenze" zwischen Nord- und Südvietnam (=DMZ = demilitarized zone) liegt nicht weit entfernt, allerdings wurde eben diese Stadt und die Zitadelle während des Vietnamkriegs schwerst umkämpft
Alex kauft nen kleinen Snack
und war Schauplatz sehr blutiger Schlachten. Die Zitadelle wurde stark beschädigt und man heute noch leicht die Einschläge der Kugel sehen. 
Das Bauwerk an sich ist gigantisch, man braucht mehrere Stunden, nur um einigermaßen durchzulaufen. Das haben wir dann auch geschafft und sind im Feierabendverkehr wieder heimgeradelt. Durch Glück hat sich noch ein Paar gefunden, das mit uns die Tour zur DMZ machen wollte und so konnten wir gestern, 02.12.2010 in einem Van starten. Das besondere: Wir hatten als Guide einen Kriegsveteranen, der auf Seiten der Amerikaner gegen die Vietkong gekämpft hat und unter anderem mehr als zwei Jahre am Stück in der DMZ bleiben musste. Das ist deswegen besonders, weil das eben die sehr stark umkämpfte Zone war, die vom südchinesischen Meer bis zur Grenze nach Laos ging. Die GI´s wurden alle 6 Monate abgezogen und ausgetauscht, unser Guide musste zwei Jahre bleiben. Somit sind wir 400km durch Vietnam getourt, bis kurz vor Laos und zurück ans südchinesische Meer am Ho Chi Minh-Pfad entlang. Verschiedene Militärbasen der Amerikaner besucht, unter anderem Khe Sanh in den Bergen. Unglaublich.
Zerschossene Kirche an DMZ
Waffen und Ausrüstung in Khe Sanh
Ne Kirche, die komplett zersiebt war, da sich da Vietkong verschanzt hatten, allerdings dann ihr Leben in der Kirche gelassen haben. Wenn dann der Guide sagt, hier und dort sind die Granaten rein und man stelle sich dann 50 Mann vor, die zerfetzt da liegen....da wirds einem anders. Weiter gings dann nach Khe Sanh, einem wichtigen Stützpunkt der Marines. Dieser wurde sehr lange belagert und von 40.000 Vietcong angegriffen. Unser Guide hat das überlebt. Viele seiner Freunde wurden hier von den Granaten zerrissen, will nicht wissen, was er gesehen hat.
Kam mit ihm gut ins Gespräch, wurde darauf hin in Claymore-Minen, Dschungelfallen und co eingewiesen. Ich hatte im Museum angemerkt, dass der Patronengurt für das M60 (=Gewehr der Amis) noch scharf wäre und die Aufmerksamkeit hat ihm wohl gefallen. Nun ja, was an Infos folgte, tut nichts zur Sache, allerdings kann davon ausgegangen werden, das er mehr war als ein Koch....um es mal so zu sagen. Gruppen von vier Mann, die dann bestimmte Sachen regeln, forsten mit Sicherheit nicht den Dschungel auf.
Bomben für B52. Ich bin 1,87cm!
Ausschnitt Ho Chi Minh-Pfad
 Zuviel zu schreiben, es war einfach unglaublich, vor allem für mich, der an der Geschichte des Vietnamkriegs so interessiert ist. Weiter gings am Ho Chi Minh-Pfad entlag zu den Tunnel von Vinh Moc am südchinesischem Meer. China hat von Hainan aus Nordvietnam mit Waffen und Reis versorgt. Das Zeugs kam an Land, wurde auf Fahrräder geschnallt und los gings an die verschiedenen Orte bis nach Laos . Pro Fahrrad 50kg und das haben Frauen gemacht! Allerdings ist Vietnam hier sehr schmal, vom Meer bis an die laotische Grenze sind es ca. 60km. Aber eben dieser Versorgungsweg war den Amerikanern verständlicherweise ein großer Dorn im Auge...zerstören konnten sie ihn nie.
Südchinesisches Meer, Ho Chi Minh-Pfad
Grundsätzlich stelle man sich den Ho Chi Minh-Pfad wie Laufgräben im Krieg vor, ca 70cm breit und 1,50 tief, die mit Laub überdacht waren. Darin sind die mit chinesischen Fahrrädern gefahren. Chinesischen Bikes deswegen, weil die besonders schmale Lenker hatten. DEN Pfad an sich gibt es nicht, sondern eben zig solche Laufgräben, die alles versorgt haben. Wurde einer zerbombt, naja, dann habens eben nen neuen gegraben. Menschenmaterial war genug da.
Tunnel von Vinh Moc, höchste Stelle!
Durch die Tunnel von Vinh Moc sind wir noch gekrabbelt, das ist ein Dorf auf drei Ebenen unter der Erde mit den Händen ausgegraben. Krankenhaus, Kantine, Meeting-Räume, alles da. Und unglaublich eng, zumindest für mich.

Wie schon an der Länge des Textes zu sehen, es war einer der Höhepunkte der Reise. Auch wenn wir für die 400km fast 14 Stunden gebraucht haben, das war es wert. 

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