Freitag, 4. März 2011

Saigon, Can Tho und der Mekong

Hallo liebe digital Mitreisende,

als erstes das Wichtigste: Uns gehts weiterhin gut.  Wir sind mittlerweile in Can Tho im Mekongdelta.


Zur Warnung: Dies ist ein laaangger Eintrag, also nehmt Euch Zeit. Es geht wieder rund in Vietnam, allerdings in mehr als positivem Sinne: 


Ereignisse der letzten Zeit, kurz zusammengefasst: 

 1. Hatten letzte Woche unsere letzte Sprachstunde. Schade, wirklich schade, aber wir wollen jetzt doch mal weiterziehen. Unser Visum wurde tatsächlich nochmal verlängert Laughing , sodass wir uns jetzt im vierten Monat in Vietnam befinden. Vier Monate....wir wollten eigentlich nur vier Wochen bleiben bzw. schreiend aus Hanoi fliehen. So ändert sich die Zeit.

2. Verabschiedung von Tram und den Rest der Bande: War nicht so lustig, vor allem, weil wir ja einige sehr genialen Abende hatten, die Saigon für uns fast schon zur Heimat haben werden lassen. Wir können sagen, wir haben Freunde gefunden und da geht man nicht mal einfach so, vor allem, weil man ja nicht weiss, ob man jemals wieder zurück kommt.
Süsser Reis im Bananenblatt: Sehr, sehr fein!

3. Eigentlich wollten wir schon letzte Woche Richtung Mekong aufbrechen, aber leider habe ich mir dann eine "beschleunigte" Verdauung eingefangen. Neben recht starken Kopfschmerzen, kaltem Schweiss und erhöhter Temperatur waren das Klo und das Bett meine besten Freunde.

Obwohl wir an allen möglichen und unmöglichen Strassenständen getrunken und gegessen haben, scheint es, dass ich mir den Durchmarsch in einem normalen Restaurant eingefangen habe. War aber nicht so, dass ich mich hundeelend gefühlt habe, hatte auch relativ normalen Appetit, aber der Energielevel war sehr im Keller.
Aber: Haben nen super Ersatz für unsere leeren Elektrolyt-Vorräte gefunden: Oresol. Die Packungen sind recht gross, schmecken sehr gesund, um es mal so zu sagen und kosten gerade mal 1500 Dong pro Pack [0,05€]. Haben da gleich mal zwölf Stück gekauft....und das hat sich im Mekong-Delta dann auch schon bewährt.

4. Und endlich sind unsere Funktionsshirts gekommen. Und ja, die haben sich rentiert. Sehr geile Sache, aber der Kampf mit Zoll und co war nicht ohne. Nichtsdestotrotz haben wir die Shirts jetzt, das Visa ist verlängert und somit konnte es gestern losgehen.

5. Der Rucksack wurde nochmal um 8,2kg erleichtert und mit der echt sehr gut organisierten vietnamesischen Post nach Deutschland geschickt. Echt super Sache, das hat sehr gut und vor allem schnell funktioniert. Insgesamt haben wir somit 23kg ausgemistet. 

Ende der groben Zusammenfassung der letzten Tage in Saigon....und ab hier beginnt der aktuelle Teil:

Wir sind gestern in Can Tho im Mekongdelta angekommen. Nach vier Stunden Fahrt in einem Bus voller Vietnamesen [Unglaublich, gelle, vor allem weil wir ja in Vietnam sind] und wir zwei als einzige Westler wurden wir ungwöhnlich ruhig am Busbahnhof von den Taxifahrern empfangen. Ich möchte hier kurz einfügen: Wir mussten um halb sechs Morgens aufstehen, entsprechend war die Laune bei einer gewissen mitreisenden Person. Ich möchte hier keine Namen nennen, aber seht und vor allem ratet selbst, wer zu diesem Zeitpunkt mies gelaunt war: 

Busbahnhof "Zur guten Laune"
Ausblick aus dem Hotelzimmer
Szenenwechsel, wir sind wieder in Can Tho: Ganz ruhig waren´s jedenfalls, die Taxler, wir sind entspannt in irgend ein Taxi rein und wurden dann in die Stadt gefahren. Wieder mal mit richtig Glück: Gleich das zweite Hotel war optimal...15$ pro Nacht, sauber und vor allem keine grossen Tourgruppen. Und: Nen genialen Blick auf den Mekong.

Zu Can Tho muss man sagen, dass diese Stadt zu  geschätzten 90% nur von Touri-Gruppen besucht wird. Diese in Saigon  buchbaren Touren beinhaltet meist einen Tag/ Nacht Aufenthalt, Essen am Mekong und schon gehts wieder weiter. Wir sind, so zumindest die Aussage des Hotels und den Menschen, die wir mittlerweile kennengelernt haben, mit einer der ersten der letzten Wochen, die mal länger als eine Nacht da bleiben. 

Kurzer Imbiss am Ufer des Mekong
Nach einem kurzen Stadtrundgang und einem ersten ca phe sua da, haben wir dann an einem Restaurant direkt am Mekong Platz genommen.....ja, die Laune ist nach dem ersten Kaffee deutlich gestiegen :-)

So, und jetzt kommts: Was wir bis dahin schon erlebt haben, war an sich schon seltsam: Die Kinder hier sind wohl sehr an unserem Äusseren angetan.. wahrscheinlich, weil ich mittlerweile aussehe wie der Nikolaus. Jeder grüsst, grinst und freut sich noch mehr, wenn wir ein "Xin chao" erwidern. Das haben wir so auch noch nicht erlebt. Die Menschen hier sind wirklich sehr nett und unheimlich neugierig auf die Langnasen. Vor allem, je weiter man vom Pier bzw. eben der Uferpromenade weg ist, desto mehr grinsen die Menschen, wenn sie uns sehen. Bringen wir dann noch paar Sätze auf Vietnamesisch, dann ist das Eis nicht nur gebrochen, es ist zerschellt. 
Zwei Erlebnisse dazu: Wir wollten jeweils einen Kaffee und ein anderes mal Obst kaufen. Wir also strammen Schrittes auf den jeweiligen Stand zu und man konnte mehr als deutlich sehen, dass sich der meist etwas betagtere Verkäufer am liebsten in ein Mausloch verkrochen hätte. Verzweifelt versuchten sie uns zu ignorieren und hofften, dass wir sie jetzt ja nicht ansprechen.
Warum, was ist der Hintergrund? Englisch ist in der Stadt fast nicht vorhanden, d.h. man versteht uns nicht, kann nicht antworten und erleidet somit einen Gesichtsverlust. Ergo, den Touri lieber ignorieren und unfreundlich gelten, als eben einen Gesichtsverlust zu ertragen. 
Wendung der Geschichte: Wir bestellen brav das gewünschte Gut, in den Fällen eben Kaffee und Obst...aber eben auf Vietnamesich. 
Was passiert? Die Mundwinkel des Verkäufers gehen von einem Ohr zum anderen, er kriegt das Grinsen nicht mehr weg und man hört förmlich den Stein auf der Strasse aufschlagen, der ihm nämlich kurz zuvor vom Herzen gefallen ist. Kommt man dann nochmal vorbei, dann winken´s mittlerweile schon von weitem :-) Der Sprachkurs hat sich in Heller und Pfennig ausgezahlt.


Die besagten Szenen spielten sich gestern im Park ab, den wir die Stadt erlaufend gefunden haben. Ich suche meistens die Parks der Stadt nach Reckstange und Barren ab, diesmal hatten wir mehr Glück: Wir fanden ein Fitness-Studio....Geilo. Endlich wieder ne richtige Klimmzugstange. Wir motiviert reinmaschiert....und uns erstmal wie im Zoo vorgekommen. Alle Blicke auf uns gerichtet, abwartend, was die Westler jetzt da wollen. Der Eintritt hat sagenhafte 10.000 Dong gekostet (0,35 Cent) und dann haben wir mal losgelegt. Ende der Geschichte war, dass sich ein kleiner Kreis um eben uns gebildet hat, denn ein 96kg Westler, der mal an der Klimmzugstange Vollgas gibt, ja, das war dann wohl doch das erste Mal. Die Neugier war dann so gross, dass jemand vorgeschickt wurde, um mich auszufragen :-)  Er hat dann für die ganze Gruppe übersetzt, was ich denn alles so erzählt habe :-) Hammer, hammer geiler Tag. 
Essen am Mekongufer


Aber er ist ja noch nicht zu Ende, der ERSTE Tag in Can Tho....nein...überhaupt nicht. Es kommt noch ein feiner Abschnitt "Abendessen" :-)....ja, ich weiss, es dreht sich viel um Essen, aber man muss ja auch Energie tanken, damit wir weiter gross und stark bleiben. Wir also zum Ufer des Mekong und haben uns da dann Meeresfrüchte gegönnt....mit Tischgrill...mit Getränken....mit allem...für alles zusammen 150.000 Dong (!!! = ca. 5,10 Euro). Hier zahlen sich die dehnbaren Funktionsshirt und die Armee-Hose aus, denn die ist am Bund problemlos erweiterbar :-) Ein Kilo Shrimps brauchen Platz, harr harr harr.

Hier endet dann der erste Tag in Can Tho, im wunderbaren Mekongdelta....wer noch Lust und Laune hat, liest hier weiter: Die Tour auf dem Mekong - 40 Jahre zurück in der Zeit.


Kurze Vorgeschichte: Gleich am ersten Tag wurden wir von Ha, einer recht geschäftstüchtigen Dame, angesprochen, ob wir denn nicht mit ihrer Schwester eine Tour auf dem Mekong machen
Tray und unser Boot
wollten. Logisch wollten wir, vor allem weil der Preis von 20 US-$ für eine Tour von 8h mehr als fein war.
Der Haken an der Sache: Die Tour beginnt um 5.30 Uhr am Morgen, damit wir rechtzeitig an den schwimmenden Märkten sind.....5.30 Uhr....das ist schon recht früh. Nichtsdestotrotz, haben wir eingeschlagen, im Vorfeld bezahlt und wurden tatsächlich um 5.30Uhr von einer Dame im typischen Schlaf-/ Jogginganzug abgeholt. 
Tray, unsere Bootsführerin, ist eine Fischerin, die einen sehr netten Charme hatte. Sehr nett, sehr aufmerksam und sehr humorvoll. Weiter hatte sie äusserst beeindruckendes Wissen über den Mekong und Natur, das sie eindrucksvoll bewiesen und gezeigt hat. Da frage ich mich doch manchmal, wo eben solches Wissen über Natur/ natürliche Nahrungsbeschaffung in Deutschland hingegangen ist? Manche sind ja schon überfordert, sich eine Fertigpizza im Umluftofen aufzubacken. Eine Dose ohne Fingerhaken öffnen...Gott bewahre, da muss man sich erstmal ganz intensiv am Kopf kratzen, um anschliessend lieber doch die Fertigpizza in den Ofen zu schieben.

Wer schon auf dem Mekong war, der weiss, wie beeindruckend, teilweise aber auch sehr bedrückend eine Fahrt darauf sein kann, wenn man in den kleinen Kanälen die Lebensumstände der Familien sieht. 

Die Fahrt an sich war klassisch: 
Die Fahrt zu den beiden schwimmenden Märkten: War insoweit spannend, da wir mit unserer "Nussschale" ja mitten rein konnten, statt nur vorbei zu fahren. 
Sonnenaufgang am Mekong
Micha balanciert im Mekong-Delta
Der Markt an sich....naja, es ist eben ein Markt und nach meiner Meinung ok, aber jetzt nicht der Brüller. Man sieht eben das Umladen von Obst, Gemüse und anderen Waren von einem Boot ins andere. Ist jetzt recht grob beschrieben, aber trifft wohl den Kern das Ganzen ganz gut.

Die Highlights waren dann eher das Befahren der engen und engsten Kanäle...da mussen wir auch aussteigen und am Ufer an den Reisfeldern entlang laufen, da nicht genug Wasser im Kanal war. Über ne Brücke, die sehr, sehr wacklig war. Wir haben wild wachsendes Zitronengras, Papaya, Mangos gesehen, gelacht und versucht das Boot selbst zu rudern. Das schaut so einfach aus....ist es aber nicht. Den Ananas-Schäl-Contest habe ich auch verloren, obwohl ich gut mit dem Messer umgehen kann. Super lecker das Obst, dass wir von den Bäumen gepflückt haben. Höchst bewundernswert auch die Fingerfertigkeit, die die Bootsführer haben: Tray hat uns Blumen, Ohrringe für Mia, Heuschrecken usw. mal so neben dem Lenken des Boots geflochten...Unglaublich.


Nebenarm des Mekong
Aus Bambus!!!
Das Klackern des Motors bleibt im Ohr und sorgt für ein unvergleichliches Reiseerlebnis. Gehts nicht mehr weiter, dann wird gerudert, gehts nicht mehr weiter, wird das Boot gezogen. Ist der Arbeitstag geschafft, wird auf den Booten gegessen, geschlafen, gelebt.
Dank Tray sind wir auf Nebenarmen des Mekong gefahren, in denen die Zeit stehen geblieben zu sein scheint. Wir waren bei Reisbauern, die noch in Hütten aus geflochtenem Bambus gewohnt haben. Es waren Kinder am Uferrand, die uns wie wild gewunken haben. Es ist einfach anders, als in den von Touristen recht bevölkerten Gegenden Nha Trang, Hue, Hoi An und Saigon. Ich kann hier nur unbedingt und dringend empfehlen, eben keine Tour aus Saigon aus zu buchen, sondern eben her zu kommen und das alles selbst zu erkunden.

Wir dachten schon, dass Saigon an sich schön ist, aber es wird weiter immer besser.


Viele Grüsse nach Deutschland




AL und MI

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