Freitag, 1. April 2011

Spass, Spiel und Spannung auf dem Weg nach und in Siem Reap

Hallo lesefreudige Mitreisende, 

wir sitzen gerade in einem Cafe´ in Siem Reap und geniessen einen 1$ Kaffee....ich erwähne dies, da ein Dollar für nen Kaffee schon recht teuer ist. Dazu aber später mehr. 

"Aber Alex, warum sitzt Ihr denn in einem Cafe´ in Siem Reap und seid nicht in Angkor Wat?"

"Gute Frage, liebe Leser....gute Frage. Ich möchte sie mit einer kleinen Anekdote aus der Welt des asiatischen Wahnsinns beantworten:
Bei Ankunft in Siem Reap, dazu später auch mehr, haben wir unseren TukTuk Fahrer kennengelernt....er heisst "Surprise"....uhhh...ja, genau, da kann Name Programm sein oder besser: Da ist Name Programm. 
Vielleicht dachte er auch vorausschauender Weise an das heutige Datum, den ersten April, und war einfach ein lustiger Geselle. Wir wussten es bis dahin noch nicht...


Der Besuch der Tempelanlage Angkor Wat war bisher immer so eine Art Damoklesschwert...eigentlich habe ich auf Tempel und co gar keine Lust mehr, will aber zumindest etwas Kulturinteresse beweisen und  somit  haben wir uns zu einem Komplettprogramm entschlossen und eben dieses mit unserem Fahrer gestern um 18.00Uhr besprochen: 

4.00 Uhr morgens: Aufstehen mit guter Laune
5.00 Uhr morgens: Abholen am Hotel
6.00Uhr morgens: Sonnenaufgang in Angkor mit gefühlten 1.000.000 anderer, photowütiger Touristen
7.00 Uhr - 17.00Uhr: Tempel anschauen mit unserem Fahrer
18.00Uhr: Sonnenuntergang in Angkor

Soweit der Plan...hier der wirklich Ablauf: 

Das Aufstehen hat noch ganz gut geklappt, Laune war auch einigermassen....um 5 Uhr waren wir vor dem Hotel. Doch dann kam die Überraschung...nein, nicht unser Fahrer "Surprise", nein...ein anderer Fahrer stand da und sagte brav die uns bereits bekannten Sätze auf:  Unser Fahrer ist leider krank, er sei der Bruder und fährt uns ebenfalls, bli bla blub....dazu muss man sagen, dass die sehr gut Englisch sprechenden Fahrer oft als eine Art Vermittler auftreten, die Touristen wegfangen und dann an die weniger gut  Englisch sprechenden TukTukler weitergeben. Wäre soweit ja absolut ok, nur sollte man das eben vorher wissen und nicht um fünf Uhr morgens vor vollendete Tatsachen gestellt werden. 
Übrigens, wer kennt den Film "Wolfman"....niemand? Na, dann schaut Euch mal die Szene an, in der der potentielle Wolfman in einem Rollstuhl gefesselt auf die Verwandlung wartet....denn ungefähr diese Verwandlung hatte dann auch Micha vollzogen. Ich umschreibe es einfach mal mit "Micha war sehr aufgebracht, erzürnt und negativ erstaunt."

Unser Bus nach Siem Reap
Ende der Geschichte ist, dass wir nicht mitgefahren sind, denn solche Spielereien sind uns trotz der sechs Monate in Asien immer noch zuwider. Natürlich können wir den Beiden auch Unrecht getan haben, aber da wir Surprise ja zehn Stunden vorher noch im Hotel getroffen haben, ist dann eine schwere Erkältung natürlich eine fragwürdige "Ausrede".

Aber, und das ist jetzt das gute Ende der Geschichte: Es war komplett bewölkt, somit wäre es eh nichts mit  einem von "Ah...ooohhhh....nice.....awesome...." begleiteten Sonnenaufgang geworden. Weiter werden wir einen neuen Versuch starten, morgen, aber erst um 8.00Uhr morgens.

So, nach dieser kleinen Anekdote folgt sofort noch eine kleine Geschichte mit folgendem Titel "Kekse, Heuschrecken und fritierte Taranteln".

Wir sind mittlerweile, wie sich der geografisch bewanderte Leser denken kann, in Siem Reap, Kambodscha. Von Phnom Penh aus erreicht man die Stadt mit einem Bus...und hier beginnt die eigentliche Geschichte.

Busbahnhof Phnom Penh
Reinhold Messner junior
Sechs Stunden Fahrt im öffentlichen Bus in Kambodscha...wird aufregend, so unser Gedanke, als wir von unserem TukTuk am Central Market abgeladen wurden. Abgeladen, das ist auch das richtige Wort, denn unser Gepäck ist immer noch verdammt schwer. Nach dem absolut problemlosen Kauf des Tickets mussten wir noch eine Stunde warten, konnten dann in den Bus und waren überrascht: Der war wirklich absolut in Ordnung. Nur, unser Sitzplatz war ganz hinten, rechts in der letzen Reihe. Und eben diese Reihe war noch erhöht. Peepshow-Feeling. Jeder, der den Bus betrat, warf natürlich erstmal einen Blick auf den jungen Reinhold Messner. So, soweit so gut...

Der Bus füllte sich und füllte sich und füllte sich und war dann komplett besetzt. Und wir mitten drin. Neben uns ein sehr rüstiger, älterer Kambodschaner, seine Frau, seine Tochter und der Enkel. Der obligatorsiche Sicherheitsabstand Ausländer-Asiate wurde auch wieder eingehalten und schon ging die Fahrt los. Es dauerte nicht lange, etwa fünf Minuten, bis das erste Kind uns beobachtete. Daraus wurden zwei, dann drei und anschliessend waren es vier. Diese vier jungen Kambodschaner dachten wohl: "Geil, Kino...Ein Urwald-Affe mit seiner Frau bei uns im Bus...." Stille...Grinsen...Stille. Noch schenkten uns die Eltern keinerlei Beachtung. Bis wir die Kekse ausgepackt haben. Schokokekse. Einzeln verpackt. 
Die Augen eines Jungen, etwa vier Jahre alt wurden gross. Sehr gross. Man sah ihm förmlich an, wie die Geschmacksknospen durchdrehten, der Speichelfluss so hoch war, dass er mit dem Schlucken nicht hinterher kam und ein Auge vor Freude wild zuckte. Und dann reicht ihm der grosse, bärtige Ausländer auch noch den verdammten Keks....was tun? Schlagartig wurde sein Mund trocken, Schüchternheit vertrieb die Neugier. Der Keks wurde nicht genommen...bis eben Mutti aufmerksam wurde und erlaubend nickte. Das Eis war gebrochen.

Fritierte Taranteln
Opa und Oma links neben uns waren noch schüchtern...bis zur ersten Rast. Denn in der Pause haben wir den traurig blickenden Enkel auch mit einem Schokokeks beglückt. Dies wurde von Opa sofort registriert. Hier sei die unglaubliche Aufmerksamkeit der Asiaten erwähnt. Der absolute Hammer. Wie auch immer....Opa hat es sofort erkannt, das der Keks von uns kam...und hat uns dann auf eine Runde Heuschrecken eingeladen. Die fritierten Heuschrecken und Taranteln gab es an der Raststation und fanden wilden Anklang bei den Mitreisenden. Der Bus fuhr schon und jeder in unserem Umkreis riss Flügel und Beine aus und genoss die Proteinzufuhr. Nur wir nicht...bis eben Opa die Einladung "aussprach". Micha nahms an...ich nicht, konnte mich wirklich nicht mehr überwinden. Ich war nur froh, dass niemand die Tarantel auspackte.
Die weiteren sechs Stunden vergingen für die Kinder recht spassig, denn wir mussten die paar Zaubertricks, die wir so kannten immer wieder zum besten geben. Die Eltern waren froh, dass die Kinder abgelenkt waren und eben diese wurden  brav immer in unsere Richtung gesetzt. Ja, es kann ermüdend sein, stundenlang Faxen zu machen. 

Hier schliesst sich dann der Kreis....die Fahrt war nach knappen sieben Stunden auch zu Ende, wir fertig und froh relativ schnell ein Guesthouse zu finden. 
Elf  US-$ pro Nacht, sauber und es stinkt nicht nach Urin :-)

Impression aus Siem Reap
Noch ein paar allgemeine Worte zu Kambodscha:  Wir reisen in einem der ärmsten Länder der Erde...was ich aber sehr viel schlimmer finde, und das habe ich aus Wikipedia unter "Kambodscha": Anfang der 70iger Jahre wurde Kambodscha die "Schweiz" Südostasiens genannt und war das reichste Land in SOA. Das muss man sich mal vorstellen. Und dann kamen die Spinner der roten Khmer und machen das alles kaputt. Es ist unglaublich. 
Strassenimpression Siem Reap...
Und nein, es gibt hier nicht nur Wellblechhütten, Müll und wilde Gauner. Ganz im Gegenteil. Zwar haben wir auf der Busfahrt schon erstaunliche Sachen gesehen, wie Oschsenkarren mit Obst beladen, Äcker, die mit Zuggespannen bestellt werden. Wir sehen aber auch ein Land im Aufbruch und Menschen, die auch wieder sehr viel lächeln und wohl noch mehr arbeiten.
Leider stimmt aber auch das Vorurteil, das wir schon zigmal vor der Einreise in Kambodscha gehört haben: Hier macht niemand was umsonst, jeder will Geld. 
Grundsätzlich schon richtig, auch wir sehen das. Aber, und jetzt kommt das grosse "Aber": Wer in Deutschland/ Europa/ sonstwo eine Dienstleistung oder eine Ware haben will, na, der muss auch zahlen. Klar sind die Preise hier manchmal schon nicht ohne....wie der Kaffee für einen Dollar, aber wir haben hier schon sehr lecker für fünf Dollar zu Abend gegessen, zu zweit! 
Wem das TukTuk zu teuer ist, ja, der mietet sich ein Fahrrad  und strampelt selbst oder verhandelt hart, aber fair. Dann kommt man auch relativ nah an die Preise von Vietnam. So zumindest unser zweiter Eindruck. Die erste Einschätzung "sehr viel teurer als Vietnam" revidieren wir hiermit, denn sie stimmt nicht.

Somit: Viele liebe Grüsse aus Kambodscha!


Al und Mi

3 Kommentare:

  1. Hi Alex, sehr cool zu lesen was du so treibst und erlebst in SOA. Genieß(t) die zeit und entdeckt noch viele schöne ecken der erde... ein freund von mir hat das auch vor 2 jahren gemacht und ist einmal um den kompletten globus. bleibst du nur in SOA oder geht´s auch noch weiter in andere Erdteile? viele grüße aus der Heimat, dem schönen Mittelfranken! Ralf

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  2. Hi Alex, ich verfolge jeden Deiner Einträge und du schreibst so wunderbar, dass ich alte "Couchpotatoe" :-) wirklich richtig dabei sein kann!! Vielen Dank dafür, deine Berichte sind jedesmal wieder ein absolutes Highlight und ich fiebere jedem entgegen!! Lasst es Euch weiterhin gut gehen, ich bewundere und beneide Euch und Eure Abenteuerlust sehr! Alles Liebe für Euch zwei - bis bald!! Stefanie

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  3. Hallo Ralf,

    wir sind bisher nur in SOA unterwegs. Wollten eigentlich schon viel weiter sein, aber waren vier Monate in Vietnam und haben da praktisch gelebt, Sprache gelernt, etc. Aber grundsätzlich bleiben wir in SOA, Burma muss der Hammer sein, deswegen wird Laos, Nordthailand und Burma als nächstes dran sein.


    Hey Stefanie,

    besten Dank für die Blumen, ich bemühe mich weiter um aussagekräftige Berichterstattung :-)

    Aber ich kann ja bald live berichten, wenn ich wieder daheim bin.

    Grüsse aus Siem Reap

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