Hallo Leser, hallo an alle Interessierten,
die wichtigste Aussage wie immer am Anfang: Uns geht es gut, wir sind wohl auf und sind im Moment in Kampot an der Südküste Kambodscha. Ein sehr geschmeidiger, ruhiger Ort, an dem man es durchaus länger aushalten könnte. Für die Köche: Ggf. ist Kampot-Pfeffer ein Begriff?
Interessant war die Anreise nach Kampot...da wir ja vorher in Siem Reap waren. Im Norden. Jetzt sind wir im Süden. Der Asienbereiste wird nun erkennen, dass das nur eins bedeuten kann: Eine Busfahrt. Wichtig dabei ist aber folgendes Wort: Lang. Ja, es war eine lange, lange Busfahrt. 14 Stunden, um es recht genau zu sagen. Noch genauer heisst das: Abfahrt in Siem Reap um 7 Uhr morgens mit Abholung um 6.15Uhr. Das heisst nun wieder: Aufstehen um 5.00Uhr morgens, restliche Sachen packen, Frühstück organisieren und die gute Laune so schnell wie möglich auf einen akzeptablen Stand bringen. Ich denke, dass ist auch das wichtigste Ausrüstungsgegenstück...die gute Laune. Weil doch des öfteren ein Ereignis eintreten kann, das so nicht geplant war. Aber dazu später mehr...
|
Reis im Bambusrohr |
Grundsätzlich war die Fahrt absolut in Ordnung, wie schon bei der Hinfahrt. Erneut waren wir fast die einzigen Westler, was wieder die Aufmerksamkeit der Mitreisenden erweckte. Und schon wieder wurden wir an den Versorgungsstationen mit fritierten Taranteln und co abgeladen. Sehr interessant schmeckte der im Bambusrohr gedämpfte, mit Bohnen und Kokosnussmilch vermischte Reis. Sehr nahrhaft, leider auch sehr geschmacksneutral. Ich war so in der Hoffnung, einen Ersatz für den süssen, saftigen Reis im Bananenblatt zu finden, siehe Chau Doc, leider war es ein Fehlschlag. Werde wohl dann doch auf die Spinnen ausweichen, um was saftiges zu bekommen :-) Ach ja, zur Anmerkung: Uns wurde erklärt, das man die Spinnen wie Krabben behandeln muss. Soll heissen, aufbrechen, ggf. Eier o.ä. entfernen, dann essen. Einfach hineinbeissen....das sollte man wohl nicht machen. So der Hinweis eines Einheimischen. Ausprobieren werde ich es nicht.
Nach knapp sieben Stunden sind wir in Phnom Penh angekommen, kurz umladen und schon gings wieder weiter. Hier kann ich nur eins sagen: Ich verfluche Dich, oh mein 1000kg Rucksack, der so sperrig und unhandlich ist wie ein fünf Meter langer Dachbalken. Zu diesem Thema später auch noch einige Worte...
Die Fahrt von Phnom Penh nach Kampot sollte vier Stunden dauern...ja, genau...lest Ihr das Wort "sollte"? Es war dann nämlich wie folgt: Etwa zwei Stunden vor Kampot hat unser Fahrer wohl eine ungeplante Schleife gezogen, um einen liegengebliebenen Bus zu suchen. Der Bus hatte einen Motorschaden und wollte ursprünglich nach Kep. Dieses Kep liegt recht nah bei Kampot...und so geht die Geschichte zu Ende:
1. Alle Reisenden des anderes Buses zu uns in den Bus, inkl. deren Gepäck.
2. Ausgabe von kleinen Plastikhockern, um auch im Mittelgang gut sitzen zu können
3. Kuschlige Wärme durch die doppelte Menge von Menschen
4. Es war ne fetzen Gaudi....
Die Reise, die normalerweise zehn Stunden dauern sollte, dauerte dann eben 14h. Und? Nichts...dann dauert es eben 14h.
|
Unser Häuslein in Kampot |
Was aber mehr als interessant war bzw. ist. Auf dem Weg sind wir an alten, wohl französischen Gutshäusern vorbeigefahren. Wie man es aus Filmen kennt: Grosses Grundstück, Palmen auf dem Grundstück, in der Mitte dann ein grosses Haus mit Säulen, zweistöckig, umlaufender Balkon im zweiten Stock....nur: Die Häuser waren alle ausgebrannt, verfallen, mit Moos und Efeu überwuchert. Wie wir gelesen haben, wurde Kep während des Kriegs massiv geplündert und zerstört. Schade...wirklich Schade.
Relativ spät sind wir dann doch noch in Kampot angekommen und haben relativ schnell ein schönes Häuslein gefunden, das mit 13$ pro Nacht noch im Rahmen liegt.
Alles wunderbar in einer ruhigen Seitenstrasse gelegen. Es ist hier auch überhaupt kein Problem mitten auf der Strasse zu laufen, denn der Verkehr hält sich in Grenzen. Beim Erlaufen der wunderbaren Stadt haben wir auch folgendes gesehen:
|
Gefängnis Kampot |
"...Micha, schau mal, scheint wohl ein altes, verlassenes Gefängnis zu sein...Schaut ja fast aus wie in Papillon..." Natürlich musste ich, Alex, das Gelände erkunden, französisches Kolonialfeeling spüren, um es etwas anrüchig auszudrücken...
Tja, wir waren noch nicht ganz da und sahen einen Wächter auf einem der Türme...und Stimmengewirr kam aus den fensterscheibenlosen, vergitterten Gebäuden. Irgendwann kam auch das Tor:
"Kampot Prison" mit einem sehr belebten Vorplatz.
Dies heisst wiederrum: Das Gefängnis ist auch ein Gefängnis und keine verlassene Ruine. Mein lieber Mann, da will ich nicht einsitzen....
Wie auch immer, Kampot ist sehr entspannt und ruhig, erinnert etwas an Hoi An, aber mit noch mehr Charme. Die Häuser sind teilweise sehr verfallen, dazwischen wieder einige frisch renovierte Gebäude gepaart mit grossen Sitzsesseln, die geradezu zu einem Kaffee am Flussufer einladen.
Was uns hier auch auffällt: Trotz sehr offensichtlicher Armut (knappe 800 Dollar Jahreseinkommen PRO Jahr), sind die Menschen sehr nett, sehr freundlich und aufgeschlossen. Vietnam war ein anderes, menschlich wesentlich härteres Pflaster, wenn man einen direkten Vergleich zieht bzw. überhaupt ziehen kann. Wir hatten in Vietnam auch des öfteren den ein oder anderen gewalttätigen Emotionsausbruch erlebt. Hier in Kambodscha war das bisher noch nie der Fall. Was noch mehr beeindruckt: Selbst junge Kinder sprechen uns auf der Strasse an, in sehr gutem Englisch. Da stinken wir teilweise wirklich dagegen ab.
Interessantes Beispiel für die Gast-Freundlichkeit: Beim Erlaufen der Stadt kamen wir an einem Cafe voller Einheimischer vorbei. Es lief ein wohl sehr interessanter Muay Thai oder Let Wei-Kampf und die Stimmung war sehr euphorisch. Interessiert musste ich natürlich stehen bleiben und wurde sofort registriert. Sekunden später war schon einer da und hat uns Stühle gezeigt, um den Kampf mitverfolgen zu können.
|
Wenn es interessiert: So wachsen die Mangos |
Kambodscha-Tipp: Lernt Khmer! Ist keine Tonsprache und als Deutscher nicht sonderlich schwer zu lernen. Wir können zumindest bisher bestellen, ein klein wenig Small-Talk, die Zahlen, usw. und ernten bei jeder Sprachanwendung nahzu unglaublich freundliche Reaktionen.
So, und zuletzt: Ausrüstung: Wir haben ja beide einen recht grossen Rucksack mit früher notwendig geglaubter Ausrüstung dabei. Bis wir in Phnom Penh zwei ältere Reisende getroffen haben. Beim Ausladen des Bootes aus Chau Doc hatten sie beide mittelgrosse Taschen dabei, ähnlich der Sporttaschen, die wohl jeder kennt. Ungläubig musste ich nach den anderen, größeren Gepäckstücken fragen. Die Antwort: "Das ist alles was wir dabei haben." Acht Wochen sind die beiden unterwegs und jeder hat ganze sechs Kilogramm dabei! Wie ich die beiden beneide.
Das wird auch das Ziel der nächsten Reise sein: Reisen, aber nur mit Handgepäck. Es gibt zwei interessante Taschen zu diesem Thema:
Eine recht
teure Tasche von Tatonka, die die erlaubten Maße für Handgepäck meiner Meinung nach sehr gut ausnützt. Insgesamt hat die Tasche dann 40 Liter Volumen.
Also wenn das nicht reicht, dann weiss ich auch nicht mehr weiter. Vor allem muss man sich die gewonnene Freiheit und Flexibilität vorstellen.
Und eins ist sicher: Man reist intensiver und natürlich leichter (in jeglicher Hinsicht) wenn man nicht 15 oder 20kg schleppen muss.
Natürlich kann man irgendeine Tasche nehmen, aber ich möchte schon mal das Ergebnis von Profis sehen, die die Vorgaben anscheinend super ausnutzen können.
Wir werden sehen, wie sich unser Gepäck auf dem zweiten Reiseabschnitt verändert....
Viele Grüsse aus Kambodscha
Alex und Micha