Montag, 14. März 2011

Phu Quoc

Hallo zusammen, hallo Mitleser und Mitreisende, hallo Eltern, Verwandte und Freunde,

uns gehts weiterhin sehr gut bzw. wieder sehr gut. Wir sind mittlerweile in Ha Tien, Vietnam und der letzte Vorposten vor der Grenze zu Kambodscha. Ha Tien ist ein verschlafenes 40.000 Einwohnernest, aber mit sehr liebenswerten Menschen. Als mittlerweile Schulnote "ausreichend" reiseerfahren können wir sagen: Je zurückhaltender die Motorrad-Taxler, desto freundlicher auch die restliche Umgebung. Hatten ne richtig spassige Tour mit zwei Mopeds und unseren drei Rucksäcken und uns zwei auf den Mopeds. Ich möchte hinzufügen, dass ich nicht gerade ein Leichtgewicht bin und mein Rucksack auch nicht. Dies in Kombination bringt doch die Stossfänger an die Grenzen des weichen Transports.


Mittlerweile trauen wir uns zu sagen: Tourismus, vor allem die ausgetrampelten Pfade der diversen Reiseführer, verderben die Menschen. Leider...leider muss man das auch durchaus ansprechen und ansprechen dürfen. Aber dazu mal später mehr in unseren Beobachtungen.


Kurzer Rückblick auf Phu Quoc:

Schmeichelnde Aufnahme unseres Zimmers
1. Entgegen der Aussagen der Reiseführer schauen wir uns immer alles an und meist eben genau das, was nicht in den Reiseführern steht. Damit hatten wir eine richtig gute Trefferquote bei den Guesthouses zu wirklich guten Preisen zu lachhaftem Preis-Leistungsverhältnis bei den Lonely-Planet-Hütten. Liebe Leute, schaut doch mal rechts und links des Weges und nicht immer stur in das Buch! Wie auch immer, wir sind im ehemaligen Cafe "Eden", jetzt "Amigos" untergekommen. Beschrieben wurden die Zimmer als Absteige, allerdings hat der Besitzer gewechselt und hat richtig Geld investiert. Feine Bungalows....allerdings haben wir uns für den Hinterhof entschieden, siehe Bild. Aber, es war wirklich sehr angenehm. Keine AC,  dafür Spinnweben und anderes tierisches Gewerk, aber es war trotzdem echt spassig. Endlich haben wir unser Moskitonetz gebraucht und sind froh um das ganze Kleinzeugs, dass wir dabei haben, wie verschiedene Schrauben, O-Haken und Power-Strips.

2. Rubrik "Dummheit":
Beim Rundgang haben wir ein Restaurant entdeckt, das unter anderem Leberkäse anbietet. Da ich ja eh schon halb durchdrehe....denn die meisten Männer denken an nackte Frauen, nein, ich denke an Bratwurstg´häckbrote...war die Chance, dem Leberkäse zu widerstehen relativ gering. So, und das hatte natürlich Folgen. Da wir uns seit Wochen und Monaten recht einheimisch ernähren, könnte natürlich die Möglichkeit bestehen, dass wir eben das westliche Essen nicht mehr so gut vertragen. Ja, die Chance besteht. Und den letzten Bissen noch nicht richtig verschlungen, schon brummelt der Magen. Keine zwei Stunden später freunde ich mich wieder mit dem Klo und dem Bett an, in dem ich die nächsten 48 Stunden liegend und sehr appetitlos verbringe. Nicht mal meine geliebte Reissuppe kann meinen unfreiwilligen "Hungerstreik" beenden.
Was hier wieder sehr gut geholfen hat: Oresol. Unglaublich, dieses Pülverchen.
Wie auch immer, kaum genesen, erwischt es Micha mit einer Art Hitzschlag. Die Arme hat wahrlich geglüht und das Fieberthermometer zeigt unschöne 39,5 Grad an....das muss nichts heissen, kann aber in den Tropen wahrlich mehr als 1000 Worte aussagen. Im Geiste schon mal den Abflug nach Bangkok bzw. Saigon geplant, aber nach einer Eispackung und einigen Para´s ging das Fieber wieder zurück und ist nun den vierten Tag in Folge bei 37 Grad. Entwarnung und Erleichterung.

3. Kaum einen Tag auf der Insel, schon vier Tage krankheitsbedingt verpufft.
Nach zwei Tagen "beachen" haben wir uns dann Fahrräder geliehen und sind Richtung Süden. Immer dem Strand entlang, bis eben die Insel zu Ende ist....70km...40 Grad....unser beider Hinterteile haben gekocht. Das ist mal nicht untertrieben.

Hier ein kurzer Bilderbericht:


 Das erste Bild zeigt praktisch den Einstieg in die Tour....eine Brücke...schaut nicht nur abenteuerlich aus, nein ist es auch. Im zweiten Bild die Hauptstrasse...Sandpiste...Schotterstrasse, alles dabei. Ausser Teer. Gefunden haben wir nach 35 sehr anstrengenden Kilometern Sao-Bach...das Bild sagt eigentlich alles. Super, wenn auch mit Abstrichen. Eigentlich ist das dritte Bild eine typische Werbeaufnahme....manche Strandabschnitte schauen wirklich so aus....andere sind wahrlich zugemüllt mit Plastikverpackungen und Schwemmgut. Schlimm, wirklich schlimm. Ein unendliches Thema, das ich hier nicht anschneiden will.

Nach kurzer Rast und kleinem Snack in Form von Shrimps haben wir die Pedale wieder glühen lassen und sind ohne Pause wieder heimgeradelt. Nicht schlecht, nicht schlecht, vor allem, weil wir ja seit Wochen gezwungenermassen eine 1500 Kalorien-"Diät" machen. 
Wer immer kann, der mache eine Radtour....es war der absolute Höhepunkt auf der Insel.

Satirische Kritik am Inseltourismus im speziellen:

Strand....weisser Sand, klares Wasser, grüne Palmen? Na, dann dauert es wohl nicht mehr lange und das erste Ressort eröffnet. Angezogen von den blumigen Versprechen folgen doch oft Touristen, die man manchmal wirklich nur noch schütteln möchte. Kleine, wenn auch leicht satirisch überspitzte Beispiele:

1. Immer wieder schön, wenn man sich als Mann in die etwas klein geratene Badehose zwängt, die anschliessend den Bauchansatz wunderbar betont. Noch besser, wenn sich eben diese Badehose nach einer anstrengenden Liegestuhleinheit in der Ritze versteckt hat...und es der Träger nicht merkt. So stolziert Mann anschliessend mit stolz geschwellter Brust, oder besser Bauch, dann mit einer Art String den Strand entlang,  um sich das sechste Tiger-Bier schmecken zu lassen. Wenn das mal keinen Appetit auf mehr macht.

2. Die Weiblichkeit steht dem allen natürlich in nichts nach. Wunderbar auch hier der Badeanzug oder noch besser Bikini in Grösse M, wenn es eigentlich Grösse XL sein sollte. Ungeachtet der ungeschriebenen Kleiderordnung in Vietnam entfernt man mit geübtem Griff das Oberteil und reibt sich dann mit Tanning Oil ein...so lange, bis man in der Sonne wie ein Honigschinken glänzt. Wenn das mal nicht noch mehr Appetit auf mehr macht.

3. Wichtig aber auch die Handhaltung, wenn man sich vom mit Tropenhelm behuteten Vietnamesen die Strandliege in die richtige Position drehen lässt: Immer beide Hände an die Hüfte! Ganz wichtig. 
Ein Highlight des Abends ist natürlich immer, wenn eine Gruppe von wohlbebauchten Männern dann am Strand stehend die Arbeitsweise der Fischer mit Tipps und Tricks zu bereichern versucht. Wunderbar, diese Szenerie. 

4. Noch "besser" die unsägliche Ignoranz mancher Touristen:

Echter Dialog, mitgehört in Saigon, vier Deutsche nach drei Wochen Ressort-Urlaub in Mui Ne:

A: "...Schau mal hi, des is doch net normal, dass der jetzt sei Moped auf der Strasse wäscht"

B: "...Was macht na die da? Ich glaub das is so a Papaya-Salat..."  [Anm. des Verf.: War natürlich kein Salat, sondern vietnamesische Reisnudeln, leicht zu erkennen für denjenigen, der schon mal ausserhalb eines Ressorts war]

Wieder A: "...in Mui Ne wars wirklich schee, denn da warn ja gar keine solche Thaifrauen mit den alten Säcken da..."
Darauf B: "...Du, wir sind in Vietnam, das sind dann vietnamesiche Frauen..."

Darauf A: "...ja, stimmt, oh mei , ja, aber is ja a wurscht, schaun ja alle gleich aus..."


Kurz noch das Saigon-Bier ausgetrunken, den grünen Tropenhelm zur passenden vierfarbigen Bermuda aufgesetzt und leicht schwankend das Lokal verlassen.  

Sind natürlich alles schon extreme Beispiele, aber ich denke, jeder kennt die ein oder andere Szenerie. Dies ist eben auch Tourismus, nicht jeder definiert Urlaub so wie wir. Soll er auch nicht. Aber etwas Rücksicht auf Land und Leute gepaart mit ausreichend Respekt schadet definitiv nie.

Positives über Phu Quoc: 

Unsers Wissens nach ist die Insel als "hochpreisiger" bekannt. Dem können wir so gar nicht zustimmen. Wir haben natürlich auch Lokalitäten und Hotels gesehen, deren Preise jenseits von gut und böse sind. Aber, und das ist wichtig, ein wenig abseits der Touriströme konnten wir super essen (nein, nicht den Leberkäse :-)) und das für wenig Geld. Eigentlich genauso teuer oder eben billig wie auf dem Festland. Natürlich nichts mit Fleisch, denn das muss ja eingeschifft werden, nein, aber Meeresfrüchte sind logischerweise sehr frisch, sehr gut und recht billig. Was will da das Traveller-Herz mehr? 

 Früher Führungskraft, heute Landstreicher im Funktionsshirt :-)
Wie überall in Vietnam, wahrscheinlich in der Welt: Je weniger lautstarke Touris, desto freundlicher und aufgeschlossener die Menschen? "Xin Chao" war das meistgebrauchte Wort auf unserer Inseltour...Die Kinder haben sich wohl wieder gefreut, dass der Nikolaus zwar nicht auf dem Schlitten, aber auf dem Fahrrad vorbei kam :-)

So, liebe Leser, wir verabschieden uns für heute und werden bald wieder berichten.


Viele Grüsse vom AL und der MI

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