Sonntag, 20. März 2011

Wir reisen hart an der Grenze...

Hallo liebe Mitreisende, im Geiste und digital, 

wir können immer noch sagen: Hurra, wir sind noch wohl auf, uns geht es gut. Selbstverständlich darf ich mich hinsichtlich dem überaus wortwitzigen Titel dieses Eintrags selbst loben: Wir reisen hart an der Grenze....und zwar an der Grenze Vietnam-Kambodscha entlang nach Norden.
Na, liebe Leser, staunet der Wortgewahntheit des Autors :-)

Im Moment sind wir in Chau Doc und werden -leider - am Dienstag früh mit dem Boot nach Phnom Penh fahren. Alles in allem kostet uns das knappe 100 US-$, also die Fahrt mit dem Boot und die Visa für Kambodscha.

Frühstück: Süsser Reis und Bohnen im Bananenblatt
Chau Doc ist normalerweise eine "Durchgangsstadt", soll heissen, hierher kommen die Reisenden von Kambodscha oder wollen eben nach Kambodscha. Weiter gibts hier in der Nähe sowas wie einen heiligen Berg und somit strömen am Wochenende Massen von Einheimischen hierher.
Wirklich schön oder aufregend ist die Stadt nicht, wir haben sie die ersten zwei Tage als sehr hart und unfreundlich empfunden. Dieser Eindruck hat sich mittlerweile etwas gelegt, aber so richtig warm werden wir mit der Stadt trotzdem nicht. Dennoch hatten wir auch sehr schöne Momente hier, wie Besuch im örtlichen Fitnesstudio, Training mit einem Mönch, interessierten Menschen und überraschten Verkäufern.

Interessant ist aber noch: Die letzten Tage sind wir ja komplett abseits des Banana-Pancake-Trails und schon sinken unsere Kosten in den Keller:


Frühstück aus Banh Mi, Kaffee und süssem Reis mit Bohnen: 80.000 Dong [3 Euro] , Obstsnack, 4kg: 50.000 Dong [1,8 Euro], Abendessen, Pho Bo o.ä.: 50.000 Dong [1,8 Euro], Hotel pro Nacht: 12 Dollar  [9 Euro] = Ca. 16 Euro pro Tag zu ZWEIT!!!  Das ist natürlich schon extrem gut.

Aber, um eben nicht zu sehr abzudriften, hier die chronologisch richtige Reihenfolge der letzten Tage. Aber, ist wieder ein sehr langer Eintrag, also Zeit nehmen.
Von Phu Quoc aus sind wir mit der Fähre nach Ha Tien gefahren. Die Fähre an sich, nun ja, war schon etwas betagter. Die Besatzung verstand es aber durch das Verteilen von Kotz-Tüten die "Vorfreude" auf die Spitze zu treiben und es wäre gelogen, wenn die Stimmung an Bord als entspannt beschrieben werden würde. 

Noch besser wurde es aber, als feststand, dass die Anzahl der verkauften Tickets ungleich der zu Verfügung stehenden Sitzplätze ist. Hurra, endlich wurde es wieder schön kuschlig. Weniger hurra für mich, denn ich saß neben einem Deutschen, der ähnliche Ausmaße hatte wie ich. Welche Freude, welch unendliche Vorfreude auf die Fahrt über das offene Meer. Glück für den, der einen der kleinen Plastikhocker ergattern konnte, die im Mittelgang aufgebaut wurden, denn die hatten zumindest etwas mehr Platz an den Schultern und konnten die Beine ausstrecken. Das konnte weder Micha noch ich, nein, verkantet und um den wenigen Platz kämpfend saßen wir dann da. Legehennen-Feeling.
Micha versuchte jeglichen Gedanken an eine mögliche Kenterung zu verdrängen, was aufgrund des Wellengangs nicht wirklich gelang. Interessant wurde es aber schon vor dem Verlassen des Piers, denn manches Gesicht passte sich schon der Farbe des Sitzpolsters an: Saftiges Grün.
Mit einer Verspätung von knapp einer Stunde sind wir dann gestartet....in den Wellengang hinein...viel Schunkeln...viel Bewegung. Der geneigte Leser kann sich denken was dann passierte...Jawohl: Ein wenig wohlklingendes Konzert an Brechgeräuschen, eine Symphonie der Gerüche. Wunderbar. Und wir zwei Deppen hatten unser Tigerpalm mal wieder im grossen Rucksack und nicht im Daypack. Dazu muss man sagen: Das Tigerpalm ist ne recht dicke Salbe, die recht gut nach etherischen Ölen riecht. Das schmiert man sich unter die Nase und die einen umgebenden Gerüche können einem nichts mehr anhaben, denn man riecht nur noch das leckere Tigerpalm.
Die zwei Stunden Fahrt vergingen auch recht zäh, das muss ich mal wirklich zugeben. Normalerweise lieben wir beide Wasser, Schiff- und Bootsfahrten, aber unter den gegebenen Umständen ist die Fahrt lieber früher als später vorbei und waren sehr froh, dass wir noch nichts gegessen und getrunken hatten.

Frühstücksplatz Ha Tien
Die Fahrt begann recht früh, d.h. kein Frühstück, kein Kaffee. Somit sind wir gleich mal am Hafen in das nächstbeste Strassenlokal eingefallen. Hier wieder die übliche Reaktion: Zwei ältere Betreiberinnen sehen uns, verfallen in Schreckstarre, wir bestellen auf Vietnamesisch Kaffee und Banh Mi Op La und schon grinsen sie wieder über beide Ohren. Sehr spassig. 
Aus den zwei Kaffee´s wurden vier, aus den zwei Banh Mi´s wurden sechs. Das Essen war dringend nötig und wir haben noch nie so leckere Banh Mi Op La´s gegessen. Super 
[Anm.: Banh Mi op la: Baguette-Brot, ca. 30cm lang, darin frisches Ei, Kräuter, Gurke und Gewürze]

Selbstverständlich waren auch wieder die Moped-Taxler aufgereiht am Pier...wie die Hühner auf der Stange. Nur: Sie waren fast vornehm, ja schon freundlich zurückhaltend. Sehr, sehr ungewöhnlich. Naja, wie auch immer, wir waren sehr erfreut und haben uns dann auf zwei Mopeds geschwungen, inkl. unseres Gepäcks. Hat super funktioniert zu einem super Preis : 10.000 Dong oder knappe 0,3€ pro Mann und Nase. Und, es waren zwei sehr nette Taxler.
Das zweite Hotel war super, 10$ pro Nacht, sehr sauber, sehr gross, aber kein Englisch. Macht uns ja nichts, ist uns von dem her fast schon lieber, denn so kommt man besser mit den Leuten in Kontakt. 
Zu Ha Tien gibt es an sich nicht viel zu sagen. Ist sehr verschlafen, mit sehr netten Leuten, wurden SEHR oft begrüsst, bewunken und angelächelt. Man merkt, dass hier sehr wenige Westler unterwegs sind. 
Die Stadt ist sehr angenehm, hat uns etwas an Vung Tau erinnert und nur mit Englisch kommt man nicht sonderlich weit. Wie eben in Vung Tau.
Nach zwei Tagen eigenem Erkunden der Gegend, haben wir unseren Moped-Taxler angerufen.
Mekongdelta, Reisfelder, unglaublicher Blick vom Berg aus
Wir wollten zum Busbahnhof, um die Fahrt nach Chau Doc zu organisieren und dann noch ne kleine Tour um Ha Tien machen. Geplant war so ne halbe bis dreiviertel Stunde.
Aus dieser kleinen Tour wurden knappe zwei Stunden, mit der wir durch wirklich wunderschöne Ecken um Ha Tien gefahren sind. Vietnam pur, in dem die Zeit stehen geblieben zu sein scheint. Dies lässt sich nicht mit Fotos einfangen, das muss man gesehen und erlebt haben.

Während der Fahrt auf dem Moped, mit Jungs, die sich freuen wie die Weltmeister, weil sie mit uns sagenhafte 2,5 US-Dollar verdienen können, ja, da macht man sich schon seine Gedanken. Wenn man durch die Dörfer fährt, in denen ein Generator für stundenweisen Strom sorgt, macht man sich seine Gedanken. Wenn man die Bambus/ Wellblech-Hütten sieht, die Menschen darin trotzdem sehr oft lächeln, dann macht man sich auch seine Gedanken. Wenn man sieht, wie viel und intensiv die Menschen hier arbeiten, um zu (über)-leben, dann macht man sich erst recht Gedanken. Wenn sich kleine Kinder freuen, wenn man ihnen Reis mit Bohnen schenkt, dann mache ich mir viele Gedanken.
Ich mache mir wirklich Gedanken, wie satt, fett, träge und überheblich Europa im Vergleich hierzu ist. Ich frage mich wirklich, ob wir, die sich an Facebook, DSDS und unsinnigen Plagiatsaffairen geradezu aufgeilen , nicht komplett die Peilung verloren haben.


Viele Grüsse aus Chau Doc

AL und MI

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